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Jack Bonis

Pipemaker Italy

Jack Bonis Pipemaker Italy
Weite Teile Europas wurden Ende des 19Jh. von Arbeitslosigkeit und Armut heimgesucht. So auch Norditalien, wo die Grosseltern von Jack lebten.

Die erbärmliche Situation zwang die Grosseltern von Jack nach Frankreich auszuwandern. So verliessen sie 1898 mit ihren zwei Kindern das Piemont, um Arbeit, wie so viele andere auch, in Saint Claude im französischen Jura zu finden. Die kleine Stadt, tief eingeschnitten in einem Talkessel auf einem felsigen Geländevorsprung über dem Zusammenfluss von Tacon und Bienne, bot ihnen das neue Zuhause. Viele Manufakturen beschäftigten sich mit der Herstellung von Kleinartikeln (Holzwaren, Pfeifen etc.) für die Pilger. Die aufstrebenden Tabakspfeifen-Manufakturen boten vielen Handwerkern Arbeit, so auch Jacks Grossvater Federico. Dieser war sehr schnell geschickt im Herstellen von Pfeifen aus Bruyèreholz, hatte er doch in Italien schon mit Holz gearbeitet.

Der Zufall wollte es, dass Federico auf Henri Comoy traf. Dieser war von London nach Saint Claude gekommen, um sich um den Nachschub von Bruyère und neue qualifizierte Arbeiter für seine Fabrik in London zu kümmern.

So kam es, dass Federico mit seiner Familie 1904 nach London übersiedelte und eine Anstellung als Pfeifendrechsler bei der Firma H. Comoy & Co Ltd. in London erhielt.

1911 wurde Eduardo, das 5. und letzte Kind von Federico geboren. Eduardo deshalb, weil der 5. Buchstabe des Alphabets das ‚E‘ ist und jedes Kind in der Reihenfolge seiner Geburt einen Namen mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben erhielt. Was aber noch viel wichtiger war, war eine Würdigung Englands, da acht aufeinander folgende Könige Edward hiessen.

Wie Federico liebte Eduardo den Werkstoff Holz und trat deshalb in die Fussstapfen des Vaters.

1927 konnte er bei Comoy das Handwerk des Pfeifendrechslers erlernen. Im Jahre 1932 wechselte er dann zu Dunhill, wo er 1936 seine um fünf Jahre jüngere Frau Alice kennen lernte.

Jack, das einzige Kind von Eduardo und Alice wurde am 14.4.1944 geboren, auf den Tag genau 70 Jahre nach seinem Grossvater Federico. Er war der erste der Familie mit einem englischen Vornamen.

Mit 16 Jahren liess sich Jack bei Douglas Brown in London zum Drechsler ausbilden und lernte das Handwerk des Pfeifenmachers durch seinen Vater und in den Pfeifenmanufakturen Sasieni und später bei Barling.

Im Jahre 1978 kamen Eduardo und Alice beide bei einem Autounfall ums Leben. Da Jack keine lebenden nahen Verwandten mehr in England hatte und ihn auch sonst nichts dort festhielt, kehrte er mit 34 Jahren in die Heimat seines Grossvaters ins Piemont zurück. Eine feste und befriedigende Arbeit fand er nicht. Dies zwang ihn nach Varese zu übersiedeln und dort in den verschiedensten Pfeifenmanufakturen zu arbeiten.

In den Achtzigerjahren lernte Roman Peter Jack Bonis bei Antonio Crotero kennen. Von diesen beiden Könnern lernte Roman Peter viel über das Pfeifenmachen. Jack und Roman verbindet seither eine herzliche Freundschaft.

Im Jahre 1991 machte sich Jack Bonis selbstständig und produzierte elegante Freehand Pfeifen mit welchen er gute Erfolge erzielte. Ein Unfall an der Fräsmaschine, wo er sich zwei Finger abtrennte, bereitete diesem Unterfangen ein jähes Ende.

Heute lebt Jack Bonis zurückgezogen in den Bergen des Piemonts.

Roman Peter ermunterte ihn in den letzten Jahren des Öfteren wieder Pfeifen herzustellen. 2015 hat er dann tatsächlich wieder damit angefangen und produziert heute kleine Serien. Diese sind schlicht gehalten und lehnen sich ein wenig an die klassische Form an.

Um den Pfeifen den piemontesischen Charakter einzuhauchen, werden diese mit einer seidenen Oberfläche durch das berühmte Haselnussöl aus der Gegend versehen.

Für den Verkauf dieser Kleinode hat Jack Bonis ausschliesslich Roman Peter beauftragt.

Eine neue Ära

Im Januar 2022 ist die Schweinepest in Ligurien und dem Piemont, wo Jack Bonis zurückgezogen lebte, ausgebrochen. Dies betrifft leider auch die Wildschweine, welche in diesen Gegenden übergrosse Bestände aufweisen.

Als im Juni ein besonders grosser Keiler den Garten von Jack durchwühlte, wollte er diesen aus gutem Grund mit seiner Gartenschaufel daraus verjagen. Dabei hatte er aber wohl nicht bedacht, dass er mit seinen 78 Jahren nicht mehr der Jüngste war, der Keiler aber wohl! Es kam, wie es kommen musste, Jack unterlag dem angriffigen Tier und wurde von diesem quasi in seinem eigenen Garten begraben.

So übel zugerichtet, unter aufgewühlten Erdhaufen dahingestreckt, fand ihn sein Sohn Franco!

Franco war das grosse Geheimnis von Jack, welches er mir einige Zeit verschwiegen hatte. Damals im Jahre 1980 war Jack Untermieter in einer Wohnung in Varese. Die schöne Tochter Sophia Lorenzini (nomen est omen) eroberte sein Herz im Sturm und so wurde 1984 Franco geboren.

Da Jack Bonis im Februar 1984 Sophia verliess, wusste er nichts von seinem Vaterglück. Sophia zog Franco alleine auf.

Franco bedrängte seine Mutter etliche Jahre ihm zu erzählen, wer sein Vater war. Anfang 2016, kurz nach dem Jack wieder mit der Herstellung von Pfeifen angefangen hatte, reiste Franco nach Dotto und klopfte an die Türe von Jack. Von da an sassen zwei am Esstisch!

In den letzten sechs Jahren erwuchs daraus eine sehr gute Vater-Sohn-Beziehung. Franco hatte sich intuitiv bei seiner Berufswahl für das Drechslerhandwerk entschieden. Seine Faszination für die Welt der Pfeifen nahm zu, als ihm sein Vater schrittweise das Anfertigen der Kleinode beibrachte.

Ich bin Jack dankbar, dass die kleine, aber feine Produktion der Jack Bonis Pfeifen so weiterhin gesichert ist. Franco führt dieses Werk seines Vaters nun fort.

Zu Ehren von Jack habe ich eine neue Tabakmischung kreiert, welche ich nach seinem Wohnort ‚Dotto‘ benenne.

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